Musiktherapie für traumatisierte Menschen


Das Besondere an der Musik

Die Musik, besonders das improvisierte, intuitive Spiel im musiktherapeutischen Raum bietet viel Potential nicht zuletzt durch ihre integrativen Eigenschaften. Denn:

Unsere Sinne, unser Körper, unsere Gedanken, Erinnerungen und Ideen werden aktiviert und fliessen in das Spiel mit ein.

Musik und das Spielen von Musik kann entspannend in stressigen Situationen und anregend bei Stillstand und Leere sein. Wir können in der Musik Trost, Zuversicht und Nähe erfahren.

Über Musik kann Berührung ohne Körperkontakt stattfinden.

Der musikalische Ausdruck ist eine Möglichkeit, wie man mit sich selbst und mit anderen in Kontakt kommen kann, weg vom Vermeiden, abspalten und zersplittern hin zu sich hören, spüren, erleben.


Wie wird die Musik in der traumafokussierten Musiktherapie eingesetzt?

Ich nutze vielfältige Ansätze und stimme den Prozess immer mit den individuellen Bedürfnissen, Problemen und Möglichkeiten ab.


Im musiktherapeutischen Raum gibt es die Möglichkeit, eigene Gefühlszustände, Körperzustände, Schmerzen, Spannungen, Erinnerungen begleitet und dosiert hörbar und somit zugänglich zu machen. Es auch möglich, auf die «innere Bühne» zu schauen und mit verschiedenen inneren Seiten oder Anteilen (musikalisch) in Kontakt zu kommen

Es darf gehört werden, was sonst nicht gesagt werden darf oder kann.


Die eigenen Kräfte, Ressourcen und Lösungsansätze finden wir über den musikalischen Ausdruck und entwickeln sie weiter. Die jedem Menschen grundeigene, aber oftmals durch Traumata verschüttete Neugierde auf neue Erlebnisse und Erfahrungen wird geweckt und gefördert. Ein Ort der Sicherheit und Akzeptanz wird aufgebaut.


In der Musik können wir unseren existenziellen Bedürfnissen nach Nähe, Sicherheit und Kontrolle nachgehen.

Gemeinsam Musik spielen bedeutet in diesem Zusammenhang:

  - wertschätzenden und sicheren Kontakt im gemeinsamen Spiel erfahren.

  - das gegenseitige Einschwingen aufeinander beobachten und erleben.

  - gehalten und getragen werden.

  - ständig dosieren und anpassen von Nähe und Distanz.


In der Traumatherapie sind die Verankerung im Hier und Jetzt, die Distanzierung von belastenden Erinnerungen, das Erleben von Bewältigungsmöglichkeiten und die Regulation der eigenen Gefühle zentrale Elemente.


Wir kontrollieren und regulieren unser Spiel mit der Gestaltung der Lautstärke, Intensität, Rhythmisierung und Dauer des Spiel. Wir dämpfen, verstärken, stoppen oder fangen neu an, wo es nötig ist.

Das hilft bei der Distanzierung und Re-Orientierung in belastenden Momenten und bringt Einsichten und Möglichkeiten für die Regulation und Bewältigung schwieriger Gefühle.


Lieder und Melodien, die wichtig sind im biographischen Kontext, aber auch Instrumente, mit ihrer Form, ihrer Haptik, ihrem Klang lassen uns assoziieren. So stellen wir einen Kontext zur eigenen Geschichte her und können das Geschehene allmählich benennen, einordnen und Zusammenhänge verstehen.

Dabei wächst das Selbstbewusstsein und das Selbstvertrauen.


Etwas zur therapeutischen Beziehung

Vertrauen und sich einlassen in ein therapeutisches Bündnis ist für traumatisierte Menschen eine besondere Herausforderung. Missbrauch, Gewalt, Vernachlässigung, das übermässige Erleben von Scham und Schuld prägen die bisherigen Bindungserfahrungen.

Grosse Verunsicherungen, Ängste, Ambivalenzen und Mangelerfahrung im zwischenmenschlichen Umgang sind da und es braucht Mut, aber auch Zeit, sich in diesen Prozess zu begeben.

Mein Wissen darum und die nötige Sorgfalt und Geduld, die ich mitbringe, helfen, hier unmittelbar anzusetzen und das zerrüttete Vertrauen in andere wieder zu stärken und zugänglich zu machen.


Ziele, die in der traumafokussierten Musiktherapie angestrebt werden können

Zielsetzungen sind wichtig, damit wir in unserer gemeinsamen Zeit einen roten Faden haben, an dem wir uns orientieren können. Aber es ist auch so, dass Ziele immer wieder überprüft, verändert und individuell angepasst werden müssen.


Ziele können sein:

  - Ressourcen finden und aktivieren

  - Gefühle spüren und ausdrücken

  - Handlungskompetenzen fördern

  - Bedürfnisse erkennen und erfüllen

  - Grenzen setzen lernen

  - Bestätigung und Wertschätzung in der Beziehung erleben

  - Beziehungsfähigkeit fördern

  - Orientierung in der Gegenwart (das «Hier und Jetzt») stärken

  - Distanzierungsmöglichkeiten finden und üben